Die Mütter bei Teknoware erledigen ihre Arbeit trotz der Ausnahmesituation

In Finnland gibt es wohl kaum Menschen oder Arbeitsplätze, die nicht von Corona betroffen sind. Auch wenn der Alltag sich im Vergleich zum Gewohnten radikal verändert hat, muss der Alltag laufen. Auch Teknoware wurde von Corona getroffen, aber die Produktion läuft auf ihrem starken Fundament fast wie zuvor, und aus Lahti gehen tagtäglich Leuchten und Elektronik in alle Welt. Von den rund 300 Mitarbeitern in Lahti sind knapp die Hälfte Frauen, darunter auch viele Mütter. Wir haben drei von ihnen interviewt und herausgefunden, wie das Arbeitsleben und der Alltag in diesen außergewöhnlichen Zeiten funktionieren.

Päivi Jukakoski
Päivi Jukakoski ist eine Mutter von vier Kindern, die bei Teknoware in der Metallabteilung arbeitet. Leuchten werden in Handarbeit in den Produktionsräumen hergestellt, so dass Arbeiten von zu Hause aus für Jukakoski nicht in Frage kam. Auch ihr Mann arbeitet in der Produktion von Teknoware. Nachdem die Schulen wegen Corona geschlossen wurden, musste der Alltag neu überdacht werden. 

„Es war eine Herausforderung, alles zeitlich zu planen. Mein Mann und ich gehen morgens nach dem Frühstück zur Arbeit und bringen das jüngste Kind in den Kindergarten. Unseren Grundschülern geben wir Anweisungen für ihre Aufgaben, aber natürlich sind wir tagsüber bei Bedarf für sie immer telefonisch erreichbar”, erklärt Jukakoski ihre tägliche Routine in Corona-Zeiten. Zum Mittagessen versammelt sich die Familie zu Hause, das fünf Fahrminuten vom Arbeitsplatz entfernt liegt. Der Alltag läuft nach dem kurzen anfänglichen Schock fast wie gewohnt weiter. 

 

Sonja Kuusanmaa
In Lammi, rund 40 Kilometer von Lahti entfernt, wird dagegen ein etwas anderer Alltag in der Familie von Sonja Kuusanmaa gelebt - hier ist die ganze Familie seit ein paar Monaten zu Hause. Sonja ist vor kurzem aus ihrer Elternzeit zum Dokumentationsteam von Teknoware zurückgekehrt und fährt normalerweise nach Lahti zur Arbeit. Die Kinder von Kuusanmaa sind zwei und fünf Jahre alt, so dass sie sich immer noch Teilzeit in Elternzeit befindet. Beide Eltern arbeiten von zu Hause aus, und Kuusanmaa arbeitet jetzt täglich sechs Stunden, nicht mehr wie zuvor vier Tage in der Woche. Auf diese Weise funktioniert der Alltag momentan besser. „Nach dem Frühstück spielen die Kinder, dann kann ich gut arbeiten. Morgens um zehn beginnt das Kinderprogramm des Fernsehsenders Yle Areena, „Jyrkin ja Neposen hätäaputoimisto“, was eine große Hilfe ist, wenn man selber arbeiten muss”, beschreibt Kuusanmaa über ihren Tagesrhythmus und fährt fort: „Nach dem Mittagessen halten die Kinder Mittagsschlaf, und nach dem Mittagsschlaf, so gegen halb drei, ist meine Arbeitszeit vorbei.“

 

Päivi Tuhkio
Päivi Tuhkio
, die ein Teil des Marketing- und Kommunikationsteams von Teknoware ist, arbeitet ebenfalls seit fast zwei Monaten von zu Hause aus. Auch Tuhkios Mann und ihre drei Kinder waren in dieser Zeit zu Hause. Die Organisation eines vollkommen anderen Alltags begann mit praktischen Vorbereitungen, als die Familie für Päivi und ihren Mann sowie für die beiden Schulkinder zu Hause Arbeitsplätze einrichtete. Auch die Spiele und Aufgaben für das jüngste Kind im Kindergartenalter mussten geplant werden. Unterstützt wurde die Familie in ihren Bemühungen durch den eigenen „Stundenplan“ der Familie, den ausgezeichneten Fernunterricht der Schule, und auch das gute Wetter und die Möglichkeiten zum Aufenthalt im Freien haben geholfen. „Allerdings hat es anfangs Nerven gekostet, die täglichen Routinen zu finden, und man brauchte Fantasie, damit alles funktioniert. Zurzeit beginne ich meine Arbeit, wenn die Kinder noch schlafen, damit ich früher Schluss machen kann. Die Mahlzeiten bereiten wir vor, und die Kinder spielen sehr viel draußen. Zum Glück können unsere Kinder sich gegenseitig Gesellschaft leisten, und die beiden Schulkinder haben abwechselnd mit dem jüngsten gespielt und sich gemeinsam Spiele ausgedacht”, berichtet Tuhkio.

 

Die Sehnsucht wächst

Zwar ist es in den Familien der Mütter gelungen, die Arbeit und den Alltag auf die Reihe zu bekommen, aber einige Dinge fallen auch schwer. Die Hobbies der Kinder und Besuche bei Freunden und Verwandten fallen aus. In allen Familien ist die Sehnsucht nach den eigenen und den Großeltern groß, und es hat sich als schwierig erwiesen, den kleinen Kindern die Sache zu erklären: sie können nicht verstehen, worum es geht und wie ernst die Sache ist. Kuusanmaa und Tuhkio sind dem Arbeitgeber dankbar für die Möglichkeit zur Arbeit im Home Office, aber funktionierende Fernverbindungen bringen die Arbeitskollegen nicht näher. „Ich vermisse meine Kollegen und die Kaffeepausen mit ihnen sehr”, gesteht Tuhkio. Die soziale Isolation wirkt sich auch auf die Kinder im Schulalter aus. Die Schulfreunde und die Schulumgebung sind kein langweiliges Muss mehr, und es gibt auch schon erste Anzeichen für Widerstand. In den letzten Monaten hat es auch einige sehr schmerzliche Situationen gegeben: „Wir konnte meine alte Oma nicht besuchen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Unsicherheit, die Sehnsucht und die Sorgen sind groß”, berichtet Jukakoski traurig. 

Überraschende Situationen

Mit Kindern verläuft das Leben niemals gleichmäßig grau. Überraschende Situationen und lustige Zufälle bringen täglich Abwechslung in den Alltag. Tuhkio erzählt von einer Episode, die kürzlich während einer Videokonferenz geschehen ist: „Ich meinte zu hören, dass die Tür zum Arbeitszimmer aufging und jemand hereinkam. Plötzlich steht mein Fünfjähriger neben mir in voller Darth-Vader-Montur, mit einem Laserschwert in der Hand. Ich musste meinen Kollegen erklären, warum ich plötzlich einen Lachanfall bekam.“ Auf Kuusanmaas Arbeitstisch wiederum erschien während einer Videokonferenz eine Zeichnung mit einem prächtigen braunes „Haufen“-Emoji”, mit zur Situation passenden Texten versehen. Und Jukakoski berichtet, dass sie außer der Reihe ein Smartphone kaufen musste, als ihr 11-Jähriger im Badefass mit geringem Erfolg ausprobierte, ob sein Handy wasserdicht ist.

Keine größeren Probleme

Die befragten Mütter berichteten, dass der Corona-Alltag jedoch nicht die Grundlagen des Lebens oder des Mutterseins verändert hat. „Das Leben ist jetzt schon anders. Aber andererseits haben wir jetzt mehr Zeit mit den Kindern verbracht“, fasst Jukakoski die letzten Monate zusammen. Die einfachen Dinge des Lebens, Gesundheit und die Familie, sind vielleicht noch wichtiger geworden. „Spätestens jetzt haben wir gelernt, das zu schätzen, was wir haben. Uns geht es gut, auch wenn das alles ein wenig seltsam ist. Wir sind gesund, und die Arbeit geht bei Teknoware nicht aus”, fasst Kuusanmaa die Gedanken aller drei Frauen zusammen.